Monthly Archives: December 2008

Was ich 2008 gelernt habe

2008 war ein schönes Jahr. Dummerweise kam dann der März, und auf einmal ging diese Polyneuxklitsche hier los, was hieß, dass ich auf einmal wieder was schreiben muss, um nicht ganz so faul dazustehen. Da ich mein monatliches Pensum gerne erfüllen würde, ohne wirklich ein Thema zu haben, möchte ich nun die Erkenntnisse, welche ich dieses Jahr sammeln durfte, hier auf dieser Seite festhalten, als Mahnmal gegen den ewgen Krähenschrei der “Spiele machen dumm”-Front. Mitnichten! Allein in diesem Jahr habe ich gelernt, …

…wie man richtig Kurven fährt. Außerdem: Wie schön es sich anfühlt, wenn man ein Genre, welches man nie beachtet hat (in diesem Fall: Rennspiele ohne Karts), plötzlich für sich entdeckt. Wer weiß, was ich im nächsten Jahr vielleicht plötzlich spielen werde. RTSs? MMORPGs? Kostenpflichtige Adventures aus diesem Jahrzehnt? (Forza Motorsport 2)

…dass Grand Theft Auto IV, noch mehr als seine Vorgänger, vom inhaltlichen Schwerpunkt aus betrachtet langsam wirklich auf Contract Killing umgetauft werden sollte.

…dass Spiele auch bei uns erwachsenen Vielspielern, die sich normalerweise davor gefeit fühlen, Einfluss auf das Verhalten und die Gefühlswelt in der realen Welt nehmen können. Nach ausgiebigem Saints-Row-Spielen hatte ich ein intensives Homiegefühl gegenüber allen S-Bahn-Mitreisenden mit lila Kleidungsstücken.

…dass Ursache und Lösung eines Problems oft nah beieinander liegen. Denn geheilt wurde ich von obiger Lilaliebe durch diese Bungalow-vom-Nikolaus-Penner, die nicht nur stetig mein Raumschiff verfolen, sondern bei Beschuss auch noch in zwei bis drei kleinere Teile zerplatzen, welche zu allem Übel stets eine mich immer wieder irritierende Flugbahn beschreiben. Meine Erzfeinde 2008. (Geometry Wars: Retro Evolved)

…dass, und das finde ich persönlich noch viel schlimmer, Spiele auch Einfluss auf das Verhalten in anderen virtuellen Welten nehmen können. Nach Stuntman: Ignition bin ich kurzfristig in allen Third-Person-Fahrzeug-Spielen allgemein extrem riskant und im Besonderen nah an anderen Fahrzeugen vorbei gefahren, was in vielen von ihnen die denkbar schlechteste Attitüde ist.

…dass Setting wesentlich wichtiger für mich ist, als ich bisher annahm. In bereits genannten Stuntman: Ignition, welches einen in die Rolle eines Filmstuntfahrers versetzt, gibt es Zwischen- bzw. Nebenmissionen, in denen ihr die gelernten Fähigkeiten in anderem Umfeld einsetzt. Und so viel Spaß ich auch hatte, immer wieder die gleiche Strecke abzueiern, damit meine Flucht vor den Lavafluten auch möglichst spektakulär auf virtuelles Celluloid gebannt wird, und ich auch selbst die Werbeclipstunts wirklich gern fuhr, so wenig Geduld hatte ich mit den Stuntshowaufträgen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die Stuntshowkultur in Deutschland nicht so weit verbreitet ist wie in den Vereinigten Staaten von Amerika (wobei ich auch ohne einen Wikipedia-Besuch wetten würde, dass die Hochzeit derer auch in den USA in den Siebzigern war, was demnach selbst dort mehr Nostalgie denn eigentliches Interesse anspräche), aber die fehlende Motivation in Form von “das wird eine Actionsequenz in einem Film” ließ jeden Spaß, der eventuell hätte aufkommen können, schon im Keim ersticken, obwohl die eigentlichen durchzuführenden Aktionen sich kaum von den restlichen Leveln unterschieden.

…dass ich eine HD-Hure geworden bin. Jahrelang habe ich auf die Grafiknutten geschimpft, die Superspiele wie beispielsweise Anachronox nicht mit der Kneifzange anfassen wollten, weil die Grafikengine etwas älter war, und kaum kaufe ich mir eine XBox 360, stehen Wii und Playstation 2 ungenutzt in der Ecke. Missversteht das bitte nicht als Systembashing, ich bin da weißgott nicht stolz drauf. Das erste Mal seit Odama habe ich jetzt hier Spiele liegen, die ich nurmehr angespielt habe, nur weil sie keine Achievements bringen (Dramatisation: may not have happened this way). Das ist mal ein Vorsatz fürs neue Jahr.

…auf Bassspuren, Drumfills und Gitarrensoli zu achten. Als Freund des Wortes lag mein Hauptohrenmerk bei Musik bei weitem nicht ausschließlich, aber sicherlich primär auf den – so denn verständlichen – Texten (knapp dahinter kommt übrigens die Tanzbarkeit). Aber dank Rock Band kann ich mich nun an so viel mehr erfreuen und entdecke Qualitäten in Songs, die ich prinzipiell erstmal scheiße fand.

…meine Hände und den linken Fuß weitestgehend unabhängig voneinander zu bewegen. Wieviel Schweiß gleich hinter den Poren wartet, um schon nach wenigen getrommelten Songs sintflutartig hervorzubrechen (ich entschuldige mich für dieses unästhetische Bild, welches dieser Satz in euren Köpfen erschaffen mag). Wie bekloppt Keith Moon war. Wie befriedigend das sein muss, den Quatsch in echt, ohne bunte Anzeigen und mit richtigem Lärm zu machen. (Rock Band 1 & 2)

…dass Fortsetzungen nicht immer besser sind. Spätestens in diesem Bereich sollte man wirklich aufhören, die Filmbranche zu kopieren. Aber in diesem speziellen Fall schiebe ich es mal auf Nextgenitis und hoffe auf Besserung. (Mercenaries 2)

…dass es für mich ein “Ich mach das Spiel aus und nie wieder an”-Grund ist, wenn den Gegnern in der deutschen “Ohne Jugendfreigabe”-Version nicht die Köpfe platzen, sondern sie einfach zu Boden sinken wie ein narkoleptischer Dackel, aber trotzdem “Boah, watt ‘ne Sauerei”-Kommentare gesprochen werden. Nicht mit mir, Midway. Nicht mit dem SpielerDrei. (Psi-Ops: The Mindgate Conspiracy)

…dass ich zu der Art Spieler geworden bin, die ich früher auf der Straße angespuckt habe: Kaum ein Spiel, in dem ich nicht geschossen habe und/oder Auto gefahren bin. Habe ich keinen Bock mehr auf Tiefe und Story? Keine Geduld mehr für langfristige Strategien und Skilltrees? Hilfe!